Die alte Grundschule
Bei einer Untersuchung im Jahr 1789 wurde festgestellt, daß die Haddorfer Bauern ihre Kinder zur
Schule nach Wiepenkathen schickten, während die Einwohner der Einstelligen Höfe ihre Kinder zu einem Lehrer am Hohenwedel geben.
Inzwischen, seit mehr als 40 Jahren, hatten auch die "Landschulen" eine feste gesetzliche Grundlage, die
"Schulordnung für die Landschulen in den Herzogthümern Bremen und Verden" vom 10. Februar 1752. Danach sollten alle Kinder vom 8. bis zum 14. Lebensjahr eine Schule besuchen, auch in den
kleineren Orten sollten möglichst Nebenschulen eingerichtet werden. Eine regelrechte Schulpflicht gibt es auch in dieser Schulordnung nicht; sie regelt statt dessen vor allem die innere Gliederung der Schulen in mindestens drei Klassen, die Unterrichtserteilung und die Erziehungsziele, zu denen auch die guten Sitten gezählt
werden.
Auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besuchten die neun bis zehn Kinder aus Haddorf
noch die Schule in Wiepenkathen. Eine Änderung brachte erst das Volksschulgesetz von 1845 mit den Ausführungsbestimmungen von 1848. Überall auf dem Lande mußten in der Folge die Schulverhältnisse "reguliert", d.h. geregelt und den Forderungen des Gesetzes angepaßt werden. Ein
erster Lehrer Goedecke ist in Haddorf in den Jahren 1850/51 nachweisbar, der allerdings nur im Winter unterrichtete, ihm folgte für einige Zeit Martin Lührs, der 1853 durch den Anwärter Albert
Hillmann abgelöst wurde. An diesen frühen Lehrern und ihrem schnellen Wechsel zeigt sich das Dilemma der Schule in kleinen Gemeinden; es war schwer, qualifizierte Lehrer zu finden, die dann aber
ohnehin schnell auf besser besoldete Stellen wechselten. Hillmann war nur notdürftig von einem Schullehrer in Sittensen ausgebildet worden und wurde daher auch vom Stader Pastor Matthias, dem
Vorsitzenden des Schulvorstands, nicht für geeignet gehalten. Aber einen am Seminar ausgebildeten Lehrer habe man nicht finden können.
Hillmann blieb zwei Jahre; er hatte 13 Kinder zu unterrichten.
Die Einwohner von Haddorf und Einstellige Höfe einigten sich bei den vorgeschriebenen Verhandlungen darauf, eine gemeinsame
Schule in Haddorf einzurichten. Dafür stellte Diedrich Müller sein Altenteilerhaus zur Verfügung. Es dauerte allerdings bis 1856, ehe auch die Einwohner von Bockhorst, die vorher ihre Kinder nach
Hohenwedel geschickt hatten, sich der neuen Schulgemeinde angeschlossen hatten. Später trennte sich Bockhorst allerdings wieder vom Schulverband Haddorf-Einstellige
Höfe.
Die erste Schulstube war schon 1873 zu klein, und es entstand nun bereits eine längere Auseinandersetzung darüber, ob die
Schule weiterhin in Haddorf bleiben oder nach Einstellige Höfe verlegt werden sollte. Der Bauer Hermann Müller bot an, in seinem Häuslingshaus eine Schulstube einzurichten, während die Einwohner
von Einstellige Höfe die Schule beim Anbauer Hermann Fiege einrichten wollten. Das Konsistorium entschied sich für Haddorf, auch weil der Lehrer bei Hermann Müller besser sein Auskommen finden
werde, es dauerte aber bis 1884, ehe die Sache abgeschlossen war.
Wegen der geringen Zahl von Schulkindern war die Lehrerstelle nur gering dotiert, und es wurden häufig auch
Schulamtskandidaten, noch nicht fest eingestellte Lehrer, in Haddorf beschäftigt. 1872 beispielsweise wurde der nach den Akten erst 17jährige Lehrer Joachim Hinrich Tiedemann, der noch keine
Ausbildung genossen hatte, sondern als "Aspirant" bezeichnet wurde, provisorisch angestellt.
1873 war festgelegt worden, daß der Lehrer für jedes Schulkind einen Reichstaler, 10 Groschen erhalten sollte, wobei ihm das
Geld für 18 Kinder garantiert wurde, insgesamt 24 Reichstaler. Dazu gab der Schulvorstand noch einen Zuschuß von 26 Reichstalern, so daß das Gehalt in Bargeld 50 Reichstaler umfaßte. Hinzu kam
die Verpflegung des Lehrers im "Reihetisch", die mit 60 Reichstalern angesetzt wurde. Damit lag das Jahresgehalt des Lehrers bei 110 Reichstalern; das Volksschulgesetz von 1845 hatte ein
Mindestgehalt von 80 Reichstalern im Jahr vorgeschrieben.
1877 wurde ein neuer Dienstanschlag der Schulstelle in Haddorf aufgestellt. Danach erhielt der Lehrer ein geheiztes Zimmer,
das mit 18 Mark angesetzt wurde, dazu für jedes Schulkind einen Betrag von 4 Mark; dieser Gehaltsteil wurde fest mit 25 Kindern, d.h. 100 Mark veranschlagt. Der Schulverband zahlte schließlich
662 Mark, so daß das gesamte Gehalt des Lehrers auf 762 Mark veranschlagt wurde.
Die Lehrer wechselten häufig. Beispielsweise wurde Peter Heinrich Katt 1886 angestellt, aber schon im folgenden Jahr nach
Riensförde versetzt. Sein Nachfolger war der aus Stade stammende Theodor Wilhelm Schrader, der vorher in Hörne bei Balje unterrichtet hatte. Er blieb auch nur drei Jahre in Haddorf. Nach ihm
übernahm im Sommerhalbjahr 1890 vertretungsweise der Lehrer Vollmers in Hohenwedel den Unterricht, ehe 1891 ein neuer Lehrer bestellt wurde.
Bereits der Revisionsbericht Ende Mai 1886 stellte gravierende Mängel fest. Das Gebäude sei in jeder Weise ungeeignet für die
Schule, die von 24 Kindern besucht wurde, wie auch als Wohnung für den Lehrer. Ein Abort war nicht vorhanden, ebenso fehlten ein Schulgarten und ein Brunnen. Daher sollte unbedingt ein
Neubau erfolgen. Dieser Neubau wurde vom Schulvorstand abgelehnt, statt dessen versprach man, für die erforderlichen Änderungen zu sorgen.
Die neue Grundschule 27 Jahre war Haddorf ohne Schule. Im Jahr 2000 dann änderte sich mit der Einweihung der neuen Grundschule am Rugen Hollen zum Wohle der kleinen Randgemeinde dieser Zustand. Der Schulentwicklungsplan der Stadt Stade machte es möglich, dass der Raumbedarf der OS am Hohenwedel nicht vor Ort gedeckt wurde, sondern zur Entzerrung in Bützfleth und Hahle neue Orientierungsstufen entstanden. Im weiteren Verlauf ergab es sich, dass die Haddorfer Grundschüler nicht mehr nach Hahle fahren sollten, sondern nach dem Motto ‚Kurze Beine - kurze Wege' eine eigene Schule erhielten.
Die offizielle Einweihungsfeier fand am 10.November vor 100 geladenen Gästen statt; einen Tag später besichtigten viele Interessenten die Schule am ‚Tag der offenen Tür'. Von Beginn an zeichnete sich die Haddorfer Elternschaft durch Engagement und Hilfsbereitschaft aus und bereicherte das Schulleben bei Einschulungsfeiern, Basteltagen, ‚Lesenächten', Sportfesten, Arbeitsgemeinschaften, Projektwochen, Klassenfesten usw. Ohne diese Hilfe wäre die Schule nicht das, was sie heute darstellt. Fast nur auf Elterninitiative sind die Gründung des ‚Schulvereins von A bis Z e.V.', die Einrichtung und Leitung der Schülerbücherei und die Hausaufgabenhilfe nach dem Unterricht zurückzuführen. Wir danken im Namen der Kinder!
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